Eigenverwaltung richtig angehen: Wie Sie Vertrauen bei Gläubigern und Gerichten schaffen

Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bietet Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten eine Möglichkeit, die Kontrolle über den Sanierungsprozess zu behalten und die Weichen für eine langfristige Stabilisierung zu stellen. Während des Prozesses behalten die Geschäftsführer die Steuerung des Unternehmens, während ein gerichtlich bestellter Sachwalter den Prozess beaufsichtigt. Doch der Erfolg eines eigenverwalteten Insolvenzverfahrens hängt maßgeblich davon ab, ob es gelingt, das durch die Krise zerrüttete Vertrauensverhältnis zu den Stakeholdern wiederherzustellen. Dieses Vertrauen ist nicht nur eine Frage der Kommunikation, sondern auch der Professionalität und der Glaubwürdigkeit der handelnden Personen.

Transparenz als Grundvoraussetzung

Ein zentraler Aspekt, der Vertrauen aufbaut, ist Transparenz. Wer sich in ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung begibt, sollte von Anfang an offen und ehrlich mit der finanziellen Lage des Unternehmens umgehen. Eine vollständige und realistische Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage ist unerlässlich. Dazu gehören detaillierte Bilanzen, eine klare Übersicht über Verbindlichkeiten und präzise Liquiditätspläne unter Angabe der Planungsprämissen. Ebenso wichtig ist ein fundierter Sanierungsplan, der nachvollziehbar darlegt, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen. Nur wenn Gläubiger und Gerichte erkennen, dass der Plan nicht ambitioniert, sondern realistisch ist, wird das Verfahren auf Akzeptanz stoßen.

Experten als Zeichen von Professionalität

Gleichzeitig sollte die Eigenverwaltung nie als rein unternehmerische Aufgabe betrachtet werden. Der Prozess ist hochkomplex und erfordert ein tiefes Verständnis rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge. Hier empfiehlt es sich, frühzeitig erfahrene Experten hinzuzuziehen. Sanierungsberater können nicht nur bei der Erstellung des Sanierungsplans unterstützen, sondern auch ein Signal an Gläubiger und Gerichte senden: Das Unternehmen ist sich der Ernsthaftigkeit der Lage bewusst und nimmt die Herausforderungen professionell in Angriff.

Dialog mit Gläubigern stärken

Neben der Transparenz und professionellen Planung spielt die Kommunikation mit den Gläubigern eine entscheidende Rolle, ganz nach dem Motto: „Communication is key!“.  Wer bereits frühzeitig den Dialog sucht, schafft eine Grundlage für Vertrauen. Gläubiger möchten wissen, wie ihre Forderungen berücksichtigt werden und wie der Fortschritt des Verfahrens aussieht. Insbesondere Gläubiger, die für den Sanierungsprozess essenzielle Dienstleistungen oder Produkte auch nach der Antragstellung leisten sollen, werden den Sanierungsprozess nur unterstützen, wenn sie eine Akzeptanz für das Vorhaben entwickeln. Regelmäßige Updates und eine offene Gesprächsbereitschaft zeigen, dass die Geschäftsführung die Interessen der Gläubiger ernst nimmt. Dies erfordert jedoch auch, dass man konstruktiv auf Einwände eingeht und gegebenenfalls bereit ist, Anpassungen am Sanierungsplan vorzunehmen, wenn dies der Gesamtlösung dient.

Glaubwürdigkeit vor Gericht beweisen

Vor Gericht ist es entscheidend, Glaubwürdigkeit auszustrahlen. Das beginnt bei der rechtskonformen Vorbereitung des Eigenverwaltungsverfahrens, die eine genaue Berücksichtigung der einschlägigen Vorschriften der Insolvenzordnung voraussetzt. Weiterhin muss der Sanierungsplan nicht nur juristisch einwandfrei, sondern auch wirtschaftlich plausibel sein. Nur wenn das Gericht überzeugt ist, dass das Unternehmen über einen klaren und umsetzbaren Fahrplan verfügt, wird es dem Verfahren zustimmen.

Verantwortung übernehmen

Letztlich ist die Eigenverwaltung ein Balanceakt zwischen der Beibehaltung unternehmerischer Kontrolle und der Berücksichtigung der Gläubigerinteressen. Während die Geschäftsführung weiterhin die Entscheidungsgewalt behält, müssen gleichzeitig die berechtigten Ansprüche der Gläubiger gewahrt und die Aufsicht durch den Sachwalter respektiert werden. Das erfordert ein verantwortungsbewusstes Handeln, das nicht nur kurzfristige Ziele, sondern auch die langfristige Stabilität des Unternehmens in den Mittelpunkt stellt.

Vertrauen als Schlüssel zum Erfolg

Insgesamt bietet das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung Unternehmen die Möglichkeit, sich aus einer Krise zu befreien, ohne die vollständige Kontrolle abzugeben. Der Schlüssel zum Erfolg liegt jedoch im Wiederaufbau des zerrütteten Vertrauensverhältnisses bei allen Beteiligten. Transparenz, Glaubwürdigkeit und eine offene Kommunikation sind dabei ebenso wichtig wie die Unterstützung durch erfahrene Experten. Wer diese Grundsätze beherzigt, schafft nicht nur die Grundlage für ein erfolgreiches Verfahren, sondern auch für eine nachhaltig gesicherte Zukunft des Unternehmens.

Autor: Björn Herzog, ANEWERA Consulting GmbH, Ruhrallee 185, 45136 Essen, Tel.: 0201 / 89040 – 460, E-Mail: info@anewera.consulting, HP: www.anewera.consulting